Liebe Freundinnen und Freunde
Liebe Unterstützende und Interessierte
Die dreiwöchige Sommersession der eidgenössischen Räte ist abgeschlossen und ich versuche heute, eine persönlich Zusammenfassung dieser sehr intensiven Zeit zu geben.
Diese Session hat mir viel Spass gemacht, ich war sehr aktiv, habe mich in unterschiedliche Themen eingearbeitet und bin mehrmals im Plenum ans Mikrofon getreten: Unter anderem zur Burka-Initiative und zur Forderung, dass die frühkindliche Bildung und Betreuung besser in der Schweizer Bildungspolitik verankert wird.
Die Session fand in den unterkühlt wirkenden Bern-Expo-Hallen statt – mit viel Abstand. Die Distanzen sind so gross, dass die Parlamentspräsidentin Isabelle Moret die angekündigten Redner mit dem Feldstecher im Saal suchen musste. Das Foto zeigt auch die enorme Wichtigkeit des Reinigungspersonals in der aktuellen Situation: Sie sorgen während den parlamentarischen Beratungen für die nötige Hygiene. Während die Reinigung ansonsten diskret früh morgens und abends geleistet wird, findet sie jetzt auch im Scheinwerferlicht statt. Ich bin überzeugt, dass diese neue Sichtbarkeit mithelfen wird, dass das Reinigungspersonal in Zukunft mehr wertgeschätzt und auch besser entlöhnt wird.
Hier die wichtigsten Themen, an denen ich gearbeitet habe:
MigrantInnen sind in der Covid-19-Krise besonders bedroht: Darauf reagieren die SP MigrantInnen Schweiz mit einem 20-Punkte-Programm. An diesem Programm habe ich intensiv mitgearbeitet und durfte es dann auch der SP-Bundeshausfraktion vorstellen. Unsere Vorschläge sind dort auf grosse Zustimmung gestossen. Auf der Basis dieses Papiers sind unterdessen auf nationaler wie auch auf kantonaler Ebene eine Vielzahl an konkreten parlamentarischen Vorstössen entstanden.
Die Tötung von George Floyd durch Polizeibeamte in den USA hat zu Recht auch in der Schweiz breite Empörung und Protest ausgelöst. Hier in der Schweiz steht besonders das «Racial Profiling» im Fokus. Die willkürliche polizeiliche Kontrolle von Menschen aufgrund ihres Erscheinungsbildes wird zwar seit einigen Jahren in Fachkreisen intensiv diskutiert, wird in seiner Problematik und dem Ausmass aber nach wie vor unterschätzt. Deshalb habe ich in einer Motion den Bundesrat unter anderem aufgefordert
Das Ziel soll sein, die Anzahl an Fällen von «Racial und Ethnic Profiling» innerhalb von fünf Jahren mindestens zu halbieren.
Während der Corona-Krise haben wir festgestellt, dass viele Migrantinnen und Migranten aus sprachlichen Gründen wichtige behördliche Informationen nicht bekommen haben. Aber gerade im Krisenfall ist es von grosser Bedeutung, dass die behördlichen Botschaften möglichst viele Menschen erreichen. In meiner Interpellation frage ich den Bundesrat, wie er diese Problematik einschätzt und zu welchen Verbesserungen der Kommunikation er bereit wäre? Zudem habe ich angeregt, dass dabei die Behörden auch mit unabhängigen Organisationen oder -medien der Migration, die sich als Multiplikatoren für die Verbreitung eignen, zusammenarbeiten könnten.
Mein Postulat «Bildungsoffensive Schweiz – digitales Klassenzimmer» wurde in meiner nationalrätlichen Kommission «Wissenschaft, Bildung und Kultur» nicht überwiesen. Dieses Postulat hätte den Bundesrat beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen einen Aktionsplan «Bildungsoffensive Schweiz – digitales Klassenzimmer» zu erarbeiten und darüber Bericht zu erstatten. Das ist zwar bedauerlich, aber nicht weiter schlimm, denn unterdessen hat unsere Schwesterkommission im Ständerat das genau gleiche Postulat überwiesen. So hat es sich sehr gelohnt, dass ich meinen Vorstoss an Elisabeth Baume-Schneider, SP-Ständerätin des Kantons Jura, weitergegeben habe.
Zudem hat der Nationalrat in dieser Session ein paar wichtige Entscheidungen getroffen:
Noch eine lustige Episode zum Abschluss: Für die Sommersession wurde ja eine neue Abstimmungsanlage eingebaut. Um diese neue Anlage zu testen, hat sich Ratspräsidentin Isabelle Moret eine originelle Abstimmungsfrage ausgedacht: Wer im ersten Halbjahr Geburtstag hat, sollte Ja stimmen, wer im zweiten Halbjahr feiert, sollte den Nein-Knopf drücken. Das Abstimmungsresultat ist bemerkenswert, hat sich doch eine ganze Reihe an Nationalrätinnen und Nationalräten der Stimme enthalten. Ob sie wohl ihren Geburtstag vergessen haben? Oder wurden sie noch gar nicht geboren?
Ich wünsche Dir / Ihnen eine schöne und entspannte Sommerzeit. Geniessen wir die Zeit, bleiben aber bei den Hygiene- und Sicherheitsmassnahmen konsequent!
Herzliche Grüsse
Mustafa Atici
Newsletter vom 20. Juni 2020